Peter Granser
*1971 in Hannover
ab 2000 | autodidaktische Weiterbildung im Bereich der künstlerischen Fotografie |
2013-19 | mehrmonatige Aufenthalte in Japan und Taiwan |
seit 2015 | ITO-Projektraum, Stuttgart |
2002 | Arles Discovery Award |
2004 | Leica Oskar Barnack Award (für »Coney Island«) Deutscher Fotobuchpreis (für »Sun City«) |
2006 | Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg |
2009 | Förderung VG Bild-Kunst, Bonn |
2011 | Förderpreis Dr. Helmut Kraft Stiftung zur Förderung der Kunst |
2013 | Artist-in-Residence Studio Kura / Projektförderung durch Österreichisches Kulturforum Tokio |
2014 | Auszeichung Stiftung Buchkunst »Die schönsten Deutschen Bücher« (für »J’ai perdu ma tête«) |
2016 | Nominierung Shpilman International Prize for Excellence in Photography |
2018 | Künstlerbuchförderung durch die Stiftung Kunstfonds |
2003 | »Sun City«, Photo Espana, Madrid, ES |
2006 | »Fotoserien 2000 – 2005«, Kunsthalle Tübingen, DE »Coney Island«, Galerie Kamel Mennour, Paris, FR |
2007 | »Signs«, Kunststiftung Baden-Württemberg, Stuttgart, DE |
2009 | »Alzheimer«, Kunstzeughaus, Rapperswil-Jona, CH |
2010 | »J’ai perdu ma tête«, Pole Image, Rouen, FR |
2012 | »J’ai perdu ma tête«, Guislain Museum Ghent, BE |
2013 | »Was einem Heimat war«, Galerie der Stadt Reutlingen, DE |
2014 | »Peter Granser«, La Chambre, Straßburg, FR »Schattefelder«, Itoshima Arts Farm Festival 2014, JP |
2016 | »Alzheimer«, Kunsthal Rotterdam, NL |
2017 | »I Walked Into a Cave and Up To Paradajs«, ITO Projektraum, Stuttgart, DE |
2019 | »Heaven in Clouds«, Galerie der Stadt Konstanz, DE |
2007 | »Brave Lonesome Cowboy«, Villa Merkel, Esslingen, DE »Fabrizio/Voit/Granser«, La Filature, Mulhouse, FR |
2008 | »Ein Leben lang«, NGBK, Berlin, DE »This Land Is Your Land«, Museum of Contemporary Photography, Chicago, US |
2009 | »Labour / Arbeit«, Kunsthalle Winterthur, CH |
2010 | »Divine Connections«, Zeughaus Augsburg, DE |
2011 | »The Art of Caring«, Art Museum, Fort Lauderdale, US |
2012 | »Zeigen«, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, DE |
2013 | »Concrete«, Fotomuseum Winterthur, CH |
2014 | »Das große Reinemachen«, Kunsthaus Nürnberg, DE |
2015 | »kijk:papers«, Warte für Kunst, Kassel, DE |
2016 | »Die schönsten Bücher«, Frankfurter Buchmesse, DE |
2017 | »10 Jahre Abt-Straubinger-Stiftung«, Galerie Abtart, Forum Kunst Rottweil, DE »Rara«, La Erre, Guatemala City, GT |
2018 | »The Origin«, Art Museum Vensi & Dr Guislein Museum at KT&G SangSang Seoul, KR »10 Jahre Abt-Straubinger-Stiftung«, Spinnerei Leipzig Halle 14, DE |
2019 | »Beauty by Sagmeister & Walsh«, MAK Museum Wien, AT / MAK Museum Frankfurt, DE »Kubus. Sparda-Kunstpreis«, Kunstmuseum Stuttgart, DE |
2003 | »Sun City« (Benteli) |
2005 | »Alzheimer« (Kehrer / Edition Galerie Mennour) |
2006 | »Coney Island« (Hatje Cantz / Edition Galerie Mennour) |
2008 | »Signs« (Hatje Cantz / Museum of Contemporary Photography Chicago) |
2014 | »J’ai perdu ma tête« (Edition Taube) |
2016 | »El Alto« (Edition Taube) |
2017 | »I Walked Into a Cave and Up To Paradajs« (Edition Taube) |
2019 | »Heaven in Clouds« (Edition Taube) |
Kunstmuseum Stuttgart (DE), Staatsgalerie Stuttgart (DE), Sammlung Klein (Eberdingen-Nussdorf, DE), Guislain Museum Ghent (BE), Fotomuseum Winterthur (CH), ARTIUM Centro-Museo Vasco de Arte Contemporáneo (Vitoria-Gasteiz, ES), Houston Museum of Fine Arts (US), Worcester Art Museum (US)
Spiegel der Gesellschaft – der Mensch zwischen Stadt und Natur
Peter Granser kam als Autodidakt zur Fotografie und begann seine Karriere als Fotojournalist. Leitthemen seiner Fotoserien, die er jeweils als Fotobücher veröffentlicht, sind die soziokulturelle und politische Verfassung von Gesellschaften sowie die Frage nach dem Individuum und nach Identität. Mit seinen Werken regt er zu einem Nachdenken über das gegenwärtige Konsumverhalten und dessen Auswirkungen an. Dabei betrachtet er, wie sich der Mensch zu dessen artifizieller Umgebung und zur Natur ins Verhältnis setzt.
Die Stadt und das Naturreich werden bei Granser zu zwei Polen, zwischen denen sich das menschliche Dasein auf rationaler und emotionaler Ebene aufspannt. Den dokumentarisch-narrativen Fotografien der Serie »Heaven in Clouds«, entstanden zwischen 2009 und 2012, die Einblicke in das Leben in einer chinesischen Metropole geben, stehen die kontemplativen und persönlicheren Naturaufnahmen aus den drei Serien »I walked into a cave and up to Paradajs«, »20 million years and 1/60th of a second« sowie »Schatten/Felder«, aus den Jahren 2013 bis 2016, gegenüber.
Bedeutung des Städtewachstums
»Heaven in Clouds« visualisiert einen Moment der politischen, ökologischen und sozialen Entwicklungen, wie sie die rapide, vom chinesischen Staat orchestrierte Urbanisierung zur Folge hat. China ist dabei Stellvertreter für eine globale Tendenz, angetrieben vom weltweiten Wirtschaftsgeschehen. Granser verortet die Betrachter_innen über die gewählten Perspektiven und die Inszenierung der Fotografien vielfach im Werk und lädt darüber zur Reflexion der Situation ein. Er porträtiert eine im Smog verschwindende Stadtlandschaft, die von im Bau befindlichen Gebäudeskeletten geprägt ist. Neben der offensichtlichen Problematik der Luftverschmutzung, mit ihren gesundheits- und umweltschädigenden Folgen verweist die Vielzahl an Wohntürmen auch auf die Frage nach dem Sozialgefüge.
Die Geschwindigkeit, mit der die Städte ausgebaut werden und Menschen aus unterschiedlichen Regionen zuziehen, erschwert die Herausbildung gemeinsamer Grundwerte und einer darauf aufbauenden Gemeinschaft. Provisorische und schlammige Zufahrtswege sowie die notdürftig mit Isolierband geflickten Risse und Sprünge in den Gebäuden, verweisen auf die daraus erwachsenden Spannungen. Jene die Stadt abbildenden Fotografien werden kontrastiert mit großformatigen, abstrakten Aufnahmen ineinanderfließender Lichter. Assoziativ sprechen sie von der oft diffusen Hoffnung auf eine erfüllte Existenz und bessere Lebensbedingungen. Dabei werden die Lichter von LED-Werbeschildern ausgesandt und der poetische Farbverlauf nur durch den Smog möglich.
Vergänglichkeit und Wandel
Atmosphärisch findet anhand der Naturaufnahmen in den weiteren Serien eine Verschiebung statt, hin zu einer intimeren Stimmung, in welcher die Themen von Vergänglichkeit und Wandel im Vordergrund stehen. Einige der Werke entstanden 2016 unmittelbar nach dem Tod von Peter Gransers Vater und geben Einblick in seinen Verarbeitungsprozess. Die Natur wird in den ausgestellten Arbeiten zum Katalysator einer inneren Einkehr. In ihrer oftmals ins abstrakte überführten Form erscheint sie mystisch und rätselhaft, wodurch ein Raum zur Assoziation eröffnet wird. Dies geschieht auch im Spiegel der eigenen Erfahrungen. Erkundet werden unterschiedliche geologische und vegetabile Landschaftsformen, von Höhlen, über Berge und Vulkane bis hin zum Urwald. Dabei ist die Natur eine vom Menschen unberührte und abgeschiedene. Sie wird vorgeführt in der Bandbreite ihrer Erscheinungsformen, die sich wie im Fall der Höhlenformationen teils über Jahrmillionen herausgebildet haben. Den Arbeiten inhärent ist ihre Symbolik unter den Aspekten der Zeitlichkeit und Endlichkeit sowie deren Akzeptanz.
Die Aufnahmen regen zu einer entschleunigten Betrachtung an, eine Intention, die durch den im Ausstellungsraum installierten »Zwischen/Raum« bestärkt wird. Bei diesem handelt es sich um einen in eine Transportkiste integrierten Teeraum. Der »Zwischen/Raum« stellt eine Interpretation des ITO Projektraums dar, in dem Peter Granser und Beatrice Theil seit 2015 mit der Verbindung von zeitgenössischer Kunst und der Zubereitung hochwertigen japanischen und taiwanesischen Tees experimentieren.